Vergangene Woche rutschten erstmals die Renditen nahezu aller Bundesanleihen in den negativen Bereich. Die Finanzwelt wird faktisch auf den Kopf gestellt, aber die Deutschen halten unbeirrt an ihrer Liebe zu Sparbuch und Tagesgeld fest. Angesichts der Fakten ein riesiges Beratungsfeld.
Für die sicherheitsverliebten Deutschen ist das der „Supergau“, so einige Marktexperten vergangene Woche: Erstmals überhaupt wiesen 97 Prozent aller am Markt gehandelten Bundesanleihen eine negative Rendite auf. Sprich: Wer eines der Papiere heute kauft und diese bis zur Endfälligkeit hält, macht damit sicher Verluste.
Wie hoch die Kosten der Minuszinsen sind, hat die Deutsche Bank berechnet. Die Minuszinsen der EZB wirken wie eine Steuer auf Ersparnisse, so die Deutschbanker. Danach verlieren die Sparer in Europa derzeit 160 Milliarden Euro pro Jahr. Dennoch bleiben die Deutschen ihrem Sparverhalten treu.
Laut Bundesbank ist das Geldvermögen der Deutschen trotz der Dauertiefzinsen auf Erspartes im ersten Quartal 2019 auf einen neuen Rekordwert von insgesamt 6,17 Billionen Euro gestiegen. Die Bundesbank-Zahlen zeigen auch, dass die Deutschen so viel Geld wie noch nie auf Giro- oder Tagesgeldkonten horten: Knapp 2,5 Billionen Euro liegen mehr oder minder ungenutzt auf Konten, die praktisch keine Zinsen abwerfen.
Allein im ersten Quartal wurden rund 39 Milliarden Euro zusätzlich auf nicht verzinste Konten gepackt – und damit einer schleichenden Geldentwertung ausgesetzt. Denn laut Analyse der DZ Bank betrug der durchschnittliche Zins für alle zinstragenden Geldvermögensbestandteile im vergangenen Jahr noch 0,8 Prozent. Bei einer Inflationsrate von 1,9 Prozent ergab sich damit real ein Wertverlust von über einem Prozent.
Nach wie vor ist also kompetente Beratung für einen Großteil der Deutschen bitter nötig. Denn wenn sie schon so große „Angst“ vor höher rentierlichen Anlageformen haben, sollte ihnen wenigsten klar gemacht werden, dass sie mit Sparbuch, Tagesgeld & Co. ihr Kapital auf lange Sicht schlicht vernichten.